Hedda Gabler - Chamber Opera (German Version) - Act I

(revised, 2024)

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Hedda Gabler - Chamber Opera (German Version) - Act I

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Composer
Year of composition
2022
Lyricist
Marc Stauch
Difficulty
Difficult (Grades 7+)
Duration
23 minutes
Genre
Modern classical music
License details
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HEDDA GABLER. Kammeroper in vier Akten (2021, rev 2024) von Marc Stauch (geb. 1967)

Eine (mp4) Video-Realisation ist verfügbar unter: [https://youtu.be/tOylyfaZGF4]

LIBRETTO_rev. Herbst 2024 (nach Henrik Ibsen)

Personen. GEORG TESMAN. (Tenor) HEDDA TESMAN (neé Gabler), seine Frau. (Sopran) TANTE JULIA (FRAU JULIA TESMAN), seine Tante. (Alt -singt auch die Rolle von BERTA) FRAU ELVSTED. (Sopran) RAT BRACK. (Bariton) EILERT LÖVBORG. (Tenor) BERTA, Dienstmagd bei den Tesmans (Alt -singt auch TANTE JULIA).

AKT I

1.Vorspiel

[Szene: Ein geräumiges, geschmackvolles Wohnzimmer, möbliert u.a. mit Schreibtisch, Sofa, Sessel, und Ofen. Hinten – durch eine breite, mit einem mit einem Vorhang versehene Öffnung - ein weiteres Zimmer mit Tisch, Sofa und Sessel, sowie ein Klavier. Vorderzimmer rechts, eine Tür zum Flur; links, eine Tür mit Vorhang zum Garten. TESMAN steht in der Öffnung zwischen den Zimmern.]

2. Duett: Tante Julia, Tesman

[TANTE JULIA kommt von rechts.] TANTE JULIA. Guten Morgen, guten Morgen, Georg! TESMAN. Tante Julia! Liebe Tante Julia! Den weiten Weg und so früh! Was? TANTE JULIA. Aber natürlich musste ich sehen, wie es Euch geht. Ach wie schön, dass Du wieder da bist, Georg, des seligen Bruders lieber Junge! TESMAN. Und ich freue mich auch, Dich wiederzusehen, Tante Julia. Du, die Du mir Vater und Mutter in Einem warst! TANTE JULIA. Ach ja, ich weiß, Du wirst immer ein Herz haben für Deine alten Tanten. TESMAN. Und wie geht es Tante Rina? Keine Besserung, was? TANTE JULIA. Ach nein, in ihrem Fall ist wohl keine Besserung zu erwarten, die Arme. Da liegt sie, hilflos, wie schon all die Jahre. Aber denk bloß, Du bist jetzt ein verheirateter Mann, Georg! Und dass Du der sein solltest, der Hedda Gabler erobert! Die reizende Hedda Gabler! TESMAN. [Summt selbstgefällig ein wenig.] Ja, ich denke, ich hab‘ einige Freunde, die gerne an meiner Stelle wären, was? TANTE JULIA. Und dann noch die schöne lange Hochzeitsreise. Fast sechs Monate. Aber nun hör mal Georg, hast Du nichts Weiteres zu erzählen? Hast Du keine Erwartungen? TESMAN. Erwartungen? Doch, natürlich habe ich Erwartungen. Ich habe sogar die besten Aussichten, bald Professor zu werden. Aber, liebe Tante Julia, das alles weißt Du doch. TANTE JULIA. Aber sicher. Und die Leute, die Dir im Weg standen, die Dich blockieren wollten. Sie sind gestürzt, Georg. Dein gefährlichster Rivale: Sein Sturz war der tiefste. TESMAN. Hast Du etwas von Eilert gehört? Seit ich fort bin, meine ich. TANTE JULIA. Nur, dass er ein neues Buch geschrieben habe. Der Himmel weiß, ob das was taugen kann. Ach, bei Deinem neuen Werk wird das eine ganz andere Sache, Georg! TESMAN. Ich kann es kaum erwarten, ans Werk zu gehen. Jetzt, da ich mein eigenes Heim habe, wo ich arbeiten kann. TANTE JULIA. Und vor allem, – da Du sie hast, die Frau Deines Herzens, lieber Georg. TESMAN. Oh ja, ja, Tante Julia! Hedda – sie ist doch das Schönste von allem! Ich glaube, da kommt sie, was? [HEDDA kommt vom Hinterzimmer.]

3. Trio: Hedda, Tante Julia, Tesman

TANTE JULIA: Guten Morgen, liebe Hedda! Und herzlich willkommen! HEDDA. Guten Morgen, liebe Frau Tesman. So ein früher Besuch! Das ist lieb von Ihnen. TANTE JULIA: Na, hat die Braut in ihrem neuen Heim gut geschlafen? HEDDA. Oh ja, danke. ganz gut. Aber möchten Sie nicht Platz nehmen, Frau Tesman? TANTE JULIA: Nein, danke, jetzt, wo ich weiß, dass hier alles gut ist, muss ich mich auf den Heimweg machen. Meine arme Schwester wartet sehnsüchtig auf mich. TESMAN. Liebste Grüße an Sie, Tantchen, und sag‘ ihr, ich schaue nachher vorbei. Aber Tantchen, sieh‘ Dir doch Hedda richtig an, bevor Du gehst. Sieht sie nicht toll aus? Wie sie auf der Reise kurviger geworden ist! HEDDA: Ach, sei bloß still! Ich bin genauso wie ich war, vor der Reise. TESMAN. Das behauptest Du; aber ich bin sicher dass nicht. Was meinst Du, Tantchen? TANTE JULIA Hedda ist reizend, reizend, reizend. Gott segne und erhalte Hedda Tesman! Um Georgs willen HEDDA: Ach! Hören Sie auf! TANTE JULIA: Ich lasse keinen Tag vergehen, ohne Euch zu besuchen. Adieu, adieu! [TANTE JULIA geht rechts ab, begleitet von TESMAN, der dann wiederkommt.]

4. Duett: Hedda, Tesman

TESMAN. Wonach schaust Du denn, Hedda? HEDDA. Ich sehe mir nur die Blätter an. Sie sind so gelb, so verwelkt. TESMAN. Na, schau, es ist schließlich Mitte September. HEDDA. Ja denk bloß – schon September. Diese Blumen waren letzte Nacht nicht da, als wir kamen. Eine Visitenkarte: „Komme später wieder vorbei“. Errätst Du, wer da schreibt? TESMAN. Nein, wer denn? Was? HEDDA. Da steht ja: »Frau Elvsted«. TESMAN. Ist es möglich? Amtmann Elvsteds Frau? Die frühere Frau Rysing? HEDDA. Genau die. Das Mädchen mit dem zu schönen Haar, mit dem sie dauernd herumprahlte. Komisch, dass sie sich bei uns meldet. Ich hab‘ sie seit der Schule kaum gesehen. Sag‘ mal Tesman, ist es nicht in der Nähe, wo auch Eilert Lövborg, wohnt? TESMAN. Ja, doch, da in der Gegend ist er auch. [BERTA kommt von rechts.]

5. Duett: Hedda, Berta

BERTA. Die Dame, gnädige Frau, die vorhin die Blumen gebracht hat, ist wieder da. HEDDA. Ah, ist sie? Gut, bitten Sie sie herein. [BERTA führt FRAU ELVSTED herein und geht ab.]

6. Trio: Hedda, Frau Elvsted, Tesman

HEDDA. Guten Tag, liebe Frau Elvsted. Das ist ja schön, Sie wiederzusehen! FRAU ELVSTED. Ja, wir haben uns furchtbar lange nicht gesehen. TESMAN. Und wir uns auch nicht, was? HEDDA. Danke für die herrlichen Blumen. FRAU ELVSTED. Aber gerne. Ich wollte schon gestern Nachmittag kommen. Ach, ich war richtig verzweifelt, als ich hörte, Sie waren nicht da. HEDDA. Verzweifelt! Wieso? Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes passiert? FRAU ELVSTED. Allerdings. Und ich kenne sonst niemanden, an den ich mich wenden kann. TESMAN. Oh, was ist denn, Frau Elvsted? FRAU ELVSTED. Nun, dann muss ich Ihnen sagen, falls Sie es nicht schon wissen, Eilert Lövborg ist auch in der Stadt. HEDDA. Lövborg! Aber beste Frau Elvsted, wieso ist das für Sie von Belang? FRAU ELVSTED. Er war der Hauslehrer der Kinder. HEDDA. Ihrer Kinder? FRAU ELVSTED. Der meines Mannes. Ich hab‘ keine. TESMAN. Dann war er –wie sollte ich mich ausdrücken? War er so weit verlässlich, um für die Stelle geeignet zu sein? Was? FRAU ELVSTED. Die letzten zwei Jahre war sein Verhalten tadellos. Vollkommen tadellos. Aber jetzt wo ich ihn hier weiß, in dieser großen Stadt. Da habe ich so eine Todesangst um ihn! Und nun fleh’ ich Sie an, Herrn Tesman, empfangen Sie Eilert Lövborg herzlich, falls er zu Ihnen kommt! TESMAN. Ich versichere, ich tue alles, was ich kann für Eilert. HEDDA. Du solltest ihm schreiben, Tesman. FRAU ELVSTED. Ach, ja, wenn Sie das täten! TESMAN. Ja, das mach‘ ich. FRAU ELVSTED. Aber bitte, bloß kein Wort davon, dass ich darum gebeten habe. TESMAN. Nein, das versteht sich von selbst. Was? [TESMAN geht ins Hinterzimmer und setzt sich an den Tisch zum Schreiben.]

7. Duett: Hedda, Frau Elvsted

HEDDA. Na! Nun erzählen Sie was von Ihrem häuslichen Leben. FRAU ELVSTED. Ach, darüber möchte ich am wenigsten reden. HEDDA. Aber mit mir, meine Liebe? Wir waren doch Schulkameradinnen. FRAU ELVSTED. Ja, aber Sie waren eine Klasse über mir. Ach, damals hatte ich eine solche Angst vor Ihnen! HEDDA. Angst – vor mir? FRAU ELVSTED. Ja, große Angst. Denn wenn wir uns auf der Treppe begegneten, rupften Sie mir immer am Haar. HEDDA. So was tat ich? FRAU ELVSTED. Ja, und einmal meinten Sie, sie würden mir es abbrennen! HEDDA. Ach, das war natürlich alles Unsinn. FRAU ELVSTED. Ja, aber damals war ich noch so dumm. Und seitdem hat uns das Leben so weit, weit auseinandergetrieben. HEDDA. Dann lass uns wieder zusammenrücken. Wir duzen uns, und Du nennst mich Hedda. FRAU ELVSTED. Ach wie gut und lieb von Dir. So etwas bin ich nicht gewöhnt. HEDDA. So, so, so. Und ich nenne Dich meine liebe Thora. FRAU ELVSTED. Ich heiße Thea. HEDDA. Ja, natürlich – ich meinte Thea. So, Du bist nicht an Güte und Liebe gewöhnt, Thea? Auch nicht bei Dir zu Hause? FRAU ELVSTED. Ach, wenn ich nur ein Zuhause hätte! Aber ich habe keins. Habe nie eins gehabt. HEDDA. Das hab‘ ich mir fast gedacht. FRAU ELVSTED. Nein, ich kann Dir es genauso gut gleich sagen. Mein Mann wusste nichts von meiner Abreise. Ach, ich ertrug es nicht länger, so allein wie ich nun war. So packte ich ein paar Sachen, und dann verließ ich das Haus. HEDDA. Ohne ein Wort? Meine liebe, gute Thea, dass Du es gewagt hast! Aber was glaubst Du, werden die Leute von Dir sagen? FRAU ELVSTED. Die sollen sagen, was sie wollen. Ich weiß nur, dass ich dort leben muss, wo Eilert Lövborg ist, wenn ich überhaupt leben soll! HEDDA. Liebste Thea, wie ist es zu dieser –- dieser Freundschaft -zwischen Dir und Eilert Lövborg gekommen? FRAU ELVSTED. Ach, es kam nach und nach. Ich erlangte einen gewissen Einfluss über ihn: Er legte seine alten Gewohnheiten ab, nicht weil ich es verlangte, aber er merkte wohl meinen Abscheu und so ließ er ab davon. HEDDA. Dann hast Du ihn, wie man so sagt, wiederaufgerichtet – meine kleine Thea! FRAU ELVSTED. Ja, das sagt er auch, zumindest. Und er, seinerseits, hat einen echten Menschen aus mir gemacht. Mich denken gelehrt – und allerlei verstehen. Und dann kam die schöne, glückliche Zeit, als ich an seiner Arbeit teilnehmen konnte! Ihm helfen durfte. Ach, ich sollte ganz selig sein. Aber das bin ich nicht. Denn ich weiß nicht, wie lange das hält. HEDDA. Vertraust Du ihm doch so wenig? FRAU ELVSTED. Ein Frauenschatten steht zwischen Eilert Lövborg und mir. HEDDA. Wer kann das sein? FRAU ELVSTED. Weiß nicht. Jemand aus seiner Vergangenheit. Er sagte, als sie sich trennten, wollte sie ihn mit einer Pistole erschießen! HEDDA. Ach Unfug! Keine tut so was in unseren Kreisen FRAU ELVSTED. Nein, so glaub’ ich, es war diese rothaarige Sängerin, die er einst – HEDDA. Ja, gut möglich. FRAU ELVSTED. Ja aber denk Dir bloß, Hedda, ich höre, sie ist wieder in der Stadt! Ach, ich bin der Verzweiflung nah! HEDDA. Psst! Da kommt Tesman. [TESMAN hat im Hinterzimmer BERTA den Brief übergeben und kommt nun ins Vorderzimmer.]

8. Trio: Hedda, Berta, Tesman

TESMAN. So, nun ist die Epistel fertig. HEDDA. Sehr gut. Und nun will Frau Elvsted auch los. [BERTA kommt von rechts.] BERTA. Der Rat Brack fragt, ob die gnädige Frau ihn empfange. HEDDA. Ja, bitten Sie den Rat, einzutreten. [BERTA lässt RAT BRACK herein, und geht ab.]

9. Trio: Hedda, Tesman, Rat Brack

BRACK. Darf man so früh am Tage vorbeischauen? HEDDA. Natürlich darf man das. TESMAN. Sie sind uns immer willkommen! Aber was sagen Sie zu Hedda! Was? Sieht sie nicht blühend aus? Sie ist förmlich… HEDDA. Ach, lass mich doch! Aber da steht Thea und muss dringend los. – Auf Wiedersehen, Rat, ich bin gleich wieder da. [HEDDA geht mit FRAU ELVSTED rechts ab.] BRACK. Ich würde gerne mit Ihnen etwas besprechen, mein lieber Tesman. TESMAN. So? BRACK. Ihr alter Freund, Eilert Lövborg, ist zurück in der Stadt. TESMAN. Das weiß ich schon. Und höre mit Freude, er sei ein anständiger Mensch geworden! BRACK. So hört man. TESMAN. Und er hat ein neues Buch geschrieben, was? Aber ich begreife nur nicht, was er jetzt anfangen will. Wovon in aller Welt soll er leben? Was? HEDDA [Wiederkommend]. Tesman macht sich ständig Sorgen darüber, wovon man leben soll. TESMAN. Aber hör mal, Liebling, wir reden vom armen Eilert Lövborg. Da frag‘ ich mich wirklich, was aus ihm werden soll. BRACK. Darüber könnt’ ich Ihnen vielleicht etwas erzählen. TESMAN. Wirklich? BRACK. Sie dürfen nicht vergessen, dass er einflussreiche Verwandte hat, und nun dieses Buch das er herausgebracht hat. TESMAN. So, so. Ich hoffe sehnlichst, dass sich etwas für ihn findet. Ich habe ihm so eben geschrieben. Du, Hedda, ich hab‘ ihn für heute Abend eingeladen. BRACK. Aber, mein Bester, Sie wollten doch heute zu meinem Männer-Abend kommen. HEDDA. Hattest Du das vergessen, Tesman? TESMAN. Ja, das hatt‘ ich ganz vergessen. BRACK. Mein lieber Tesman. Und auch Sie, Frau Tesman. Ich darf Sie nicht weiter im Dunkeln lassen über eine Sache, die – die– TESMAN. Die Eilert betrifft –? BRACK. Sowohl Sie als auch ihn. Es ist möglich, dass Ihre Ernennung etwas länger dauert. Es könnte auf das Ergebnis eines Wettbewerbs ankommen. TESMAN. Ein Wettbewerb! Denk nur, Hedda! Aber mit wem denn? Doch nicht mit– BRACK. Allerdings. Mit Eilert Lövborg. In jedem Fall, Frau Tesman, ist es gut, dass Sie wissen, wie die Dinge stehen. HEDDA. Das macht doch keinen Unterschied. BRACK. Ach so? Das ist ja gut. Adieu! [Zu TESMAN] Ich komme und hole Sie später ab, auf dem Heimweg vom Spaziergang. [RAT BRACK geht nach rechts ab.]

10. Duett: Hedda, Tesman

TESMAN. Ach Hedda, man sollte sich wirklich in keine Abenteuer hineinstürzen, was? HEDDA. Tust Du das? TESMAN. Ja, Liebling – es war abenteuerlich, zu heiraten und Haus und Herd zu gründen aus lauter leeren Aussichten. HEDDA. Wir hatten doch verabredet, dass wir gesellig leben – unsere Türe offenstehe. TESMAN. Herrgott, ja, wie ich mich darauf gefreut hatte! Denk nur, Du als Gastgeberin, in einem auserwählten Kreis! Was? Ja, ja, vorläufig müssen wir das lassen, Hedda. Dürfen höchstens Tante Julia empfangen. – Ach, wie ganz anders hättest Du es haben sollen! HEDDA. Na, wenigstens habe ich etwas, um mir die Zeit so lange zu vertreiben. TESMAN. Ach, Gott sei Dank! Was wäre das, Hedda? Was? HEDDA. Meine Pistolen, Georg. TESMAN. Die Pistolen! HEDDA. [Abgehend durch das Hinterzimmer] General Gablers Pistolen. TESMAN. [Läuft bis zur Öffnung und ruft ihr nach] Aber um Gottes Willen, Hedda, lass’ ab von den gefährlichen Dingern! Mir zuliebe, Hedda! Was?

Ende von Akt 1

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